Besuch in Aljoschas Atelier

Treffpunkt ist der Info-Punkt am Dortmunder Hauptbahnhof um 15.30 Uhr. Dort treffen sich Damen und Herren, die ehrenamtlich Präsenzdienst und Führungen durchführen in der Ev. Stadtkirche St. Petri , einer spätgotischen Hallenkirche mit einem sehr bekannten Antwerpener Schnitzaltar, dem „Goldenen Wunder“.

Dazu kommen die Pfarrerin Almut Begemann und ich. Mit 13 Leuten durch den Berufsverkehr mit Bus und Bahn nach Düsseldorf Oberkassel zu fahren, das ist schon ein Abenteuer, die kleine Gruppe zusammenzuhalten. Jedenfalls verlieren wir uns nicht. Im Zug bekommen die Ehrenamtlichen eine kleine Einführung in Aljoschas Kunst von mir und so vorbereitet besuchen wir zuerst die Galerie Kellermann, die in einer Gruppenausstellung russischer Künstler auch einige Bilder und Plastiken von Aljoscha zeigt. Der Galerist stellt uns persönlich sehr zugewandt und informativ die Ausstellungsarbeiten vor. Aljoscha ist inzwischen hinzugekommen. Nach einer guten halben Stunde geht es weiter in sein Atelier. Mittlerweile ist es dunkel geworden und wir kämpfen uns zuletzt durch starken, böigen Wind und zunehmenden Regen. Je nach Schirmkapazitäten lösen wir uns in Kleingruppen auf und treffen erst im Atelierhaus wieder alle zusammen, eine ziemliche Wasserspur aus Mänteln, Schuhen und Schirmen hinter uns herziehend. Aber dies wilde und unkontrollierbare Wetter passt auch zu Aljoschas Arbeiten, die sich mit Forschung, mit Biologie und Natur beschäftigen. Ihnen begegnen wir überall in den Räumen, die offensichtlich auch zum Wohnen genutzt werden. Die Familie Aljoschas begrüßt uns und so sind wir für eine kurze Zeit aufgenommen in diesen sehr besonderen Kosmos aus Arbeit und Leben. Wir sehen einige Arbeiten, die für die Ausstellung „Funiculus umbilicalis“ in der Petri Kirche entstanden sind. Es herrscht eine große Ruhe in der Runde, vereinzelt werden Fragen gestellt. Aljoscha antwortet und erzählt über seine Vision, irgendwann werde es möglich sein, mit lebender Materie Kunst zu machen, Galerien würden zu Laboratorien, die Grenzen zwischen Naturwissenschaften, Kunst und Leben aufgehoben. Seine Arbeiten strahlen diese Lebendigkeit aus, sind in den Räumen präsent als eigene Wesen, als Gegenüber, überall und mittendrin. Immer noch klassische Plastiken nehmen sie in ihrer Gestalt Möglichkeiten einer eher ferneren Zukunft vorweg. Unsere Gruppe zerfällt in kleine, einige Besucher sitzen und reden zusammen, einige führen das Gespräch mit Aljoscha fort vor einer bestimmten Arbeit, einige schauen vor sich hin und denken nach. In den Gesprächspausen hört man plötzlich das Singen und Zirpen der Grillen, die in einem Objekt zusammen mit den „Wesen“, den biosmen,  Aljoschas leben. Mit Dank für Zeit und Gastfreundschaft verabschieden wir uns für die Rückfahrt. Alle sind gespannt auf die Ausstellung, die in der nächsten Woche aufgebaut wird.