Nachlese

Die Ausstellung „Funiculus umbilicalis“ ist zuende. Die Arbeiten Aljoschas haben die Stadtkirche St. Petri in Dortmund verlassen. Geblieben sind Bilder, auf Papier und im Kopf, von phantasievollen Wesen,

berührend mit ihrer Ästhetik und aufstörend in ihrer Fremdheit. Das Echo auf die fremden Gäste auf Zeit in diesem Kirchenraum, nachzulesen im Besucherbuch, ist vielfältig.

Aljoschas Vision einer zukünftigen biologischen Revolution bleibt spannend. In der letzten Woche der Ausstellungszeit trafen sich Aljoscha als Künstler, Frau Prof. Dr. Sigrid Graumann, Lehrstuhl für Ethik an der Evangelischen Fachhochschule Bochum, Pfarrerin Barbara von Bremen für St. Petri und die Autorin für den Bereich der Kunstvermittlung zu einem Podiumsgespräch zum Thema: „Wollen wir was wir können? Biologische Revolution und Ethik“. Moderiert wurde das Gespräch von der Dortmunder Journalistin Petra Schrader, die es verstand, immer wieder auch BesucherInnen ins Gespräch zu locken.

Gerade die Berichte aus chinesischen Laboratorien über Forschungen am menschlichen Genom, an den Mitochondrien, bringt jetzt weltweit Forscher dazu, sich für ein Moratorium in der Forschung auszusprechen. Sie sehen politischen Regelbedarf (und fürchten gleichzeitig zu harte Beschränkungen), weil ihnen die Unumkehrbarkeit dieser Eingriffe in menschliches Erbgut  und die damit verbundenen unabsehbaren Folgen für die menschliche Evolution ohne ethisch-philosophische Reflexion nicht mehr vertretbar erscheint. Diese Reflexion sollte mit allen beteiligten Wissenschaftlern geführt werden über alle nationalen und ökonomischen Interessen hinaus.

Frau Prof. Graumann sagte in ihrem Eingangsbeitrag, sie würde sich auf die ethische Position zur Gentechnik  von Jürgen Habermas beziehen. Habermas sah schon 2001 die Problematik und unterschied zwischen Menschen und Sachen, zwischen Natürlichem und Künstlichen, das er nicht vermischt sehen wollte. Wenn also zwei Menschen über einen dritten entscheiden mit Eingriffen, die irreversibel für seine Entwicklung sind, dann ist das für ihn ethisch nicht zu rechtfertigen. In besagtem Fall wird der dritte, der behandelte Mensch zur Sache. Habermas setzt auf die „Unantastbarkeit  der Person, die Unverfügbarkeit der naturwüchsigen Leiblichkeit“ (siehe: Jürgen Habermas, Die Zukunft der menschlichen Natur, Frankfurt am Main 2001). Frau Prof. Graumann stellte am Ende des Gesprächs klar, dass es zum Mensch Sein unabdingbar gehöre, dass er sich entscheiden könne und dass er tief in seinem Inneren sehr genau wisse, wofür oder wogegen er sich entscheide.

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